WM 2021 in Jesolo, Italien

Die internationale WAKO-Kickboxelite der Senioren traf sich zu ihren Titelkämpfen in Jesolo, Italien. Es wurde in sieben Disziplinen gekämpft. Tatami (Mattenfläche): Pointfighting (PF), Leichtkontakt (LC), Kick Light (KL) und Formen (FO) sowie Ringsport: Vollkontakt (VC), Lowkick (LK) und K1. Insgesamt waren 1364 Spitzenkämpfer aus 65 Nationen am Start und kämpften eine Woche (16.–23.10.2021) um die begehrten WM-Titel, Pokale und Medaillen.
Auf Grund der strengen Hygieneregeln konnten nur geimpfte Sportler, Trainer und Offizielle an der WM teilnehmen. Zusätzlich wurden alle Teilnehmer vor und während der Titelkämpfe getestet.

Alle Kämpfe der WM wurden täglich in mehrstündigen Live Streams übertragen. So konnten die Fans, die nicht vor Ort dabei sein konnten, das Kampfgeschehen trotzdem verfolgen und mitfiebern. Sie erlebten vor den Bildschirmen extrem stark besetzte Gewichtsklassen, mit äußerst spannenden und mitreißenden Gefechten auf höchstem Niveau.

Aus Darmstadt war vom Budo-Do-Tameshi die Deutsche Meisterin im Leichtkontakt (–50 kg) Michelle Mesmer am Start. Leider fehlten die ebenfalls qualifizierten Deutschen Meister Lukas Dewan und Niklas Walter wegen Verletzung. Für Michelle Mesmer war es, nach der Bronzemedaille bei der Junioren-EM 2019, die erste Berufung ins Senioren-Nationalteam und damit auch die erste WM in ihrer jungen, erfolgreichen Sportlerlaufbahn.
Nach ihren sehr guten Leistungen schon im Vorfeld der WM, konnte die BDT Kämpferin sich weiter steigern und auf überzeugende Weise Vizeweltmeisterin werden.

Bundestrainer Peter Zaar und Michelle Mesmer

Bundestrainer Peter Zaar und Michelle Mesmer

Erste Gegnerin auf dem Weg ins Finale war in der Vorrunde Viktoriya Hureieva aus der Ukraine. Michelle Mesmer übernahm von Beginn an die Initiative, dominierte mit starken Fuß- und Fausttechniken das Gefecht und gewann klar mit 3:0 Kampfrichterstimmen. Die Gegnerin im Viertelfinale war die sehr starke Griechin Semeli Zarmakoupi. In der ersten Runde konnte sich zunächst Semeli Zarmakoupi mit ihren starken Fußtechniken einen kleinen Punktvorteil erkämpfen. Michelle Mesmer ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken. Sie verstärkte in der zweiten und dritten Runde den Druck und die Präzision ihrer Angriffe, erzielte Treffer für Treffer und gewann das Gefecht erneut mit 3:0 Kampfrichterstimmen.
Im Halbfinale wartete dann die Slowenin Dominika Sakacova, die zuvor überraschend in einem äußerst engen Kampf die Junioren Europa- und Weltmeisterin Kristina Nikolova (Bulgarien) aus dem Turnier geworfen hatte. Es kam zu einem harten Gefecht auf Augenhöhe, mit zunächst leichten Vorteilen für die slowenische Kämpferin. Aber auch in diesem Kampf zeigte Michelle Mesmer Charakter.
Bis zur letzten Sekunde überzeugte sie mit ihrer mentalen Stärke und fand auf jede Aktion der Gegnerin eine wirkungsvolle Antwort. Der Lohn, ein knapper, verdienter Sieg und der Einzug ins Finale.
Gegnerin hier war die Lokalmatadorin Frederica Trovalusci. Entsprechend lautstark war die Unterstützung der wenigen Zuschauer für die einheimische Kämpferin. Michelle Mesmer ließ sich davon aber in keiner Weise beeinflussen. Sie blieb bei ihrer klaren Linie, übernahm die Initiative und setzte mit guter Beinarbeit, starken Fuß- und Fausttechniken ihre Gegnerin ständig unter Druck. Das Finale war an Spannung kaum zu überbieten. Beide Kämpferinnen zeigten Kickboxen auf höchstem Niveau. Sie schenkten sich nichts und setzten mit schnellen dynamischen Techniken Treffer. Allergings konnte sich die sehr bewegliche und erfahrene Frederica Trovalusci auch immer wieder dem Angriffsdruck entziehen und Konter setzen. Es war ein Gefecht auf Augenhöhe, spannend bis zum Schluss. Wie schon im Halbfinale setzte Michelle Mesmer ihre Gegnerin weiter bis zur letzten Sekunde unter Druck.
Dieses Mal leider mit dem etwas besseren Ende für die Italienerin. Allerdings musste Frederica Trovalusci dabei so an ihre Grenzen gehen, dass sie nach dem Kampf erst einmal erschöpft ohne Siegesjubel auf der Mattenfläche sitzen blieb und etwas Zeit brauchte, um sich über den WM-Titel zu freuen.
Für Michelle Mesmer sind die Silber-Medaille und der Vizemeistertitel verdienter Lohn für ihre hervorragenden Leistungen bei den Titelkämpfen.

Das erfreuliche Fazit des Bundestrainers: „Michelle hat uns alle mit ihrer Leistung überzeugt und begeistert.“ Dem können sich ihre Trainer beim BDT Darmstadt, Landestrainer Jimmy Iwinski und Oliver Hahl, nur anschließen.
In seiner Funktion als neuer Präsident der WAKO Deutschland war Oliver Hahl ebenfalls vor Ort und konnte bei der Siegerehrung Michelle Mesmer die begehrte Silbermedaille persönlich überreichen.

Titelfoto: Michelle Mesmer gewinnt WM-Silber.
(von links:) Oliver Hahl, Michelle Mesmer, Federica Trovalusci, Anna Knobel, Dominika Sakacova

 

Text: Landestrainer Jimmy Iwinski
Fotos: BDT Darmstadt