Augenscheinlich scheint die Kickboxwelt stillzustehen, doch hinter den Kulissen tut sich einiges, denn seit Beginn des Jahres 2020 darf der hessische Kickboxverband zwei neue Pointfighting-Landestrainer begrüßen: Erdogan Celik und Leonid Schmidt zieren das Amt und haben große Ziele.

Schmidt begann seine Kickboxkarriere vor 23 Jahren. Als Schüler des Ho Sin Do Melsungen durfte er im Alter von sechs Jahren das erste Mal an der WAKO-Luft schnuppern. Mit acht Jahren nahm Schmidt an seinem ersten Turnier teil – und dann ging seine Karriere bergauf: Als Deutscher Meister, World Cup-Vizegewinner und Nationalkader-Mitglied mischte Schmidt in der WAKO mit. Seit 2010 übernimmt er auch Trainerverantwortung in seinem Verein, bis er 2014 zur TSG Sandershausen wechselt, da er aufgrund eines Umzuges einen neuen Verein suchen musste. Klar wurde: Er macht seinen Job vorbildlich, weswegen er seit 2018 zusammen mit Celik die Stützpunkttrainings-Nord der WAKO Hessen übernimmt. Seine Trainingsphilosophie ist deutlich: Fair-Play statt Sportlersabotage. „Essentiell ist hartes Training, aber manchmal klappt der Sieg einfach nicht. Das ist auch okay, solange man nicht aufgibt und nicht aufhört, zu lernen. Jeder Gegner ist besiegbar, das klappt aber nur mit Willen, Disziplin und vor allem eins: Spaß an der Sache”, ist sich der neue Landestrainer sicher. Seit 2020 trainiert Schmidt in Flörsheim bei seinem Amtsvorgänger, Frank Stretz, und fokussiert sich vor allem darauf, sich und sein Team gemeinsam weiterzuentwickeln. „Nur so gelangt man ans Ziel.“

Ein ganz ähnliches Profil trägt auch Erdogan Celik, der mit Schmidt eine jahrelange Freundschaft pflegt. „Seit dem Landeskader kennen wir uns, 2015 fuhren wir sogar zusammen auf unsere erste WM in Dublin”, schwelgt Celik in Erinnerung. Auch er betreibt Kickboxen seit Jahren. Ebenso mit sechs Jahren gestartet, hat er nun schon 21 Jahre Erfahrung als Kämpfer und Trainer. Er trägt nicht nur Titel wie mehrfache Welt- und Europameisterschafts- sowie World Cup-Siege, sondern auch den 1. Meistergrad im Kickboxen sowie Sportkarate und wird seit 2014 von TOP TEN gesponsort. „Natürlich ist das alles eine große Ehre und keine Selbstverständlichkeit. Wichtig ist mir aber, zu betonen, dass man Ziele nicht einfach so erreicht. Man muss immer kämpfen, aus Niederlagen lernen und nach vorne schauen. Erfolg ist eine Treppe”, ermutigt Celik, der, seitdem er 16 ist, als Trainer in seinem Heimatsverein KKBC Hungen aktiv ist. Mit einem Zwischenstopp beim KSV Butzbach, wechselte er im Alter von 19 Jahren zum Falcon Fighter-Team in Schwalm-Eder. Seinen ersten Erfolg erlebte Celik mit 12, als er die Internationale Deutsche Meisterschaft gewann. Seitdem ging es auch für Celik bergauf: Seit neun Jahren ist er ungeschlagener Deutscher Meister der WAKO und erhält bundesweit Einladungen, um nicht nur sein Wissen in Seminaren, sondern auch seine Sportmoral weiterzugeben. „Es gibt nichts, was man nicht erreichen kann, solange man es wirklich will!“ Kein Wunder, dass Celik dann gefragt wurde, zusammen mit Schmidt den Landeskader zu trainieren.

„Wir wollen das als Team machen, Leonid und ich”, erzählt Celik stolz. Aktuell arbeiten beide an ihrem offiziellen Trainerschein und planen, einen neuen Hessenkader auf die Beine zu stellen. Auch wenn das Jahr 2020 viele Umstände bereitet, sehen die Trainer darin gleichermaßen eine Chance: „Wir können uns auf Strukturen konzentrieren. Wir können uns auf die Erarbeitung von Auswahlkriterien fokussieren und gemeinsam den Weg abstecken, den wir gehen wollen. Dabei geht es uns vor allem um Leistung.“ – Turniere sollen hierfür als Grundlage der Kadererstellung dienen. Klar ist, dass eine starke Teamaufstellung erst im folgenden Jahr stattfinden wird, dennoch haben beide auch konkrete Ziele für das noch laufende Jahr: „Unbedingt müssen wir mit den Vereinen zusammenarbeiten. Es wird wichtig sein, Anreize zu schaffen, sich noch mehr anzustrengen. Wir brauchen ein stärkeres Netzwerk unter den Kämpferinnen und Kämpfern; nur so kommt man vorwärts. Dafür bieten die Stützpunkttrainings eine gute Grundlage. Nicht nur, dass man eine Menge lernt; es erleichtert uns auch die Sichtung und die Koordination. Wir wollen den Weg gemeinsam als Team gehen und zeigen, dass Hessen über eine starke Jugend verfügt.“

Über konkrete Kooperationen wurden noch nicht gesprochen. „Vergleichsturniere, wie es sie letztes Jahr im Leichtkontakt mit Bayern gab, sind ferne Ziele. Zuerst geht es um die Festigung eines starken Teams”, verdeutlicht Schmidt, „danach können wir zeigen, was wir als Team können.“

Die WAKO Hessen ist stolz, nicht nur erfahrene, sondern auch gut vernetzte Sportler im Trainerteam begrüßen zu dürfen. „Auch für uns ist es eine Riesenehre, diese Aufgabe zu übernehmen. Früher hätte man sich das nur erträumen können und heute ist es Realität. Es ist ein schönes Gefühl, Wissen weiterzugeben und Menschen mit neuen Kenntnissen bereichern zu dürfen. Ich habe durch das Kickboxen nicht nur etwas für den Sport, sondern auch für das Leben gelernt. Das erhoffe ich mir auch von unserem Kadertraining für unsere Athletinnen und Athleten“, berichtet Schmidt. „Nur als Team kommen wir voran. Man steht nie wirklich allein auf der Matte, weil man weiß: Das Team ist da“, ergänzt Celik.

Mit diesen Worten beginnt das neue Trainerduo seine Arbeit. Schon bald sollen die ersten Auswahlkriterien veröffentlicht und die Arbeit intensiviert werden. Die WAKO Hessen wünscht Leonid Schmidt und Erdogan Celik nicht nur eine gute Zusammenarbeit, sondern auch eine verstärkte Freundschaft, viel Erfolg und natürlich eins: viel Spaß mit dem baldigen Kaderteam. Weitere Berichte zu aktuellen Erfolgen und neuen Leistungen werden folgen.